© since 1992
Christian
von der Eltz
P h o t o g r a p h e r
Portfolio: Commercial / non commercial
Photography und Journalismus, so wie ich beides verstehe und bewerte,
erfordert eine tiefe und inhaltlich substanzielle Auseinandersetzung mit Mensch
und Umwelt. Mit Politik, Gesellschaft, Geschichte, Kunst und Kultur. Ja,
sogar mit Krisen und Konflikten.
Photography ist nicht auf die die „lautlose“ Produktion von Bildern reduziert.
Auch wenn genau das den Anschein erweckt.
Fotografien leben von der Geschichte, in dessen Kontext sie entstehen
und den Worten und Empfindungen, die wir finden müssen, um sie zu
erklären. Bilder ohne Kontextverständnis sind für jeden wertlos. Dabei wird
die Perfektion sehr häufig zum unperkten, weil nur Authenzität die not-
wendige Nähe erlaubt. Das trifft besonders zu im Bereich der Dokumentation-
und Reportage-Photography, der Street-Photography und jeder Art von
People-Stories.
Fotografien sind nichts, was man konsumiert. Man kann sie immer wieder
betrachten und lesen. Aus Fotografien ergeben sich Fragen. Man kann
Assoziationen herstellen oder Rückschlüsse ziehen. Man kann sich
erinnern, über sie reden und über ihre Entstehung sprechen.
Photography mit Relevanz erfordert Wahrnehmung und die Fähigkeit
Dinge zu sehen. Vielleicht auch die Perspektive zu ändern.
Photography und schreibender Journalismus ist kein Job. Man macht
es als eine Art Mission, oder läßt es besser bleiben. In jedem Fall
ist es immer eine Entwicklung und ein Leben, nachdem sich irgend-
wann alles ausrichtet. Und je älter man damit wird, umso mehr reift
eine innere Lifestory und ein gewisser Lebensstil. Nicht zuletzt
prägt all das aber auch die Art und Weise, wie jemand arbeitet und
mit was er oder sie sich beschäftigt.
Die meisten Photographer, die ich kenne, sind eher Einzelgänger.
Sie treffen ihre Entscheidungen, denken tiefgründig und lassen sich
nur sehr ungern von einer Routine ablenken, die für sie und den
Auftrag funktioniert. Denn in der Regel bleibt der Beweis schuldig,
dass ein anderer Weg der bessere ist. Meinung ist „Small talk“ ohne
echte Relevanz und Einfluß auf das Geschehen. Und jeder hat eine
andere Wahrnehmung.
Ich persönlich empfehle jedem, der nicht nur Fotografie, sondern auch
Fotografen und Journalisten besser verstehen will, Biografien zu lesen.
Es sind Ereignisse, Zufälle und Begegnungen, die diese Leben nachhaltig
beeinflussen und prägen. Nur Biografien erklären, warum jemand wo und wie
hingekommen ist. Universitäts- und Bachelorabschlüsse sind es jedenfalls
nicht. In meinem Fall war es der 11. April 2002. Terroranschlag auf die
Al-Ghriba Synagoge, Djerba. Ich war da und das hat alles verändert.
Was aber all diese Mensche eint ist, dass sie „Worte finden“.
Sie können verständlich darstellen, erklären und begründen.
Sie wissen, was sie tun, wie und warum. Und sie entwickeln eine
Gefühlswelt, die für Außenstehende manchmal nur schwer zugänglich
und zu vermitteln ist. Diese Gefühlswelt aus Intuition und Instinkt,
Rationalität und Vernunft ist treibende Kraft, weshalb man es akademisch
nicht wirklich erlernen kann. Persönlichkeit macht den Unterschied.
Die anspruchsvollen und täglichen Erfordernissen prägen das Leben
und nicht umgekehrt, in dem man die Anforderungen pragmatisch seinem
Leben anzupassen versucht. Das ist nicht selten ein sehr schmerzhafter und
auch verlustreicher Prozess. Und einmal ernsthaft begonnen, ist er kaum
umkehrbar. Dafür erfordert er zu viel Disziplin und Konsequenz.
Es dauert Jahre und vielleicht auch Jahrzehnte, bis aus einzelnen
Erfahrungen eine zusammenhängende Geschichte wird, die man
irgendwann einmal als (fotografisch-journalistische) Identität bezeichnen
kann. Ein paar einzelne Bilder oder Text-Fragmente reichen da nicht aus.
Selbst wenn sie gut oder sogar beeindruckend erscheinen
Heute weiß ich, dass mein Leben und meine Arbeit in drei Worte zu
fassen ist. Und ich bin froh, an diesem Punkt angekommen zu sein.
Denn diese drei Worte geben mir persönlich dauerhaft Richtung und
Orientierung. Sie erinnern mich daran, wer und was ich bin.
Mehr Worte braucht es nicht. Mein Leben als Photographer und
Journalist, oder das, was bis dahin funktioniert hat, noch immer funktioniert,
niemals funktionieren würde, und womit ich gescheitert bin, erlaubt mir heute
ein gewisses Resümee zu ziehen. Mit Ende 50.
Reduced
Ich lebe und liebe den qualitativen Minimalismus. Ich arbeite
mit dem jeweils gebotenen Aufwand und der gebotenen Sorgfalt. Aber
ich brauche keine Komfortzone mehr, um so etwas wie Zufriedenheit oder
Lebensglück zu empfinden.
Focussed
Wer für ein bestimmtes Ziel lebt, arbeitet oder es anstrebt, muss sich
sich bedingungslos einlassen können und wollen. Die Umstände
können nur eine untergeordnete Rolle spielen. Sonst ist es nicht
ernst gemeint. Gilt für alle Lebensbereiche gleichermaßen.
Sowohl das Leben selbst, als auch die Inhalte, als Teil meines
Lebens, fordern die Interaktion mit Menschen und Momenten. Es gibt
selten eine zweite Chance. Was zählt ist das Ergebnis und vielleicht
eine neue Erfahrung. Fokkusiert sein erlaubt keine Ablenkung durch banale
Nebensächlichkeiten.
I think. I write. I watch. I learn and understand. I photograph.
I am focussed.
Intensive
The creation of a photographs and words.
…beschert mir persönlich heute die intensivsten Momente. In der Regel
stehen für Bilder nur wenige Augenblicke zur Verfügung. Alles kann sich
im Bruchteil einer Sekunde verändern.
Unerwartete Ereignisse während einer Dokumentation oder Reportage
intensivieren die Wahrnehmung, Sprache und Formulierungen. All das beschert
mir das Gefühl der ständigen Weiterentwicklung.
Shanghai, Atelier Juni 2018
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Interview Scene SMG Media Group, Shanghai (Atelier Shanghai), about foreign
Shanghai Photographer. Original: Audio-Visuell English. Verfasste Übersetzung Deutsch.
published in „China daily“
Al-Ghriba Synagoge 2002 ©/vdE
History
Exhibition of Photography
Lue One, Shanghai
Photo © dpp/vdE 2020
Zitat: CvdE
„Wer sich nicht für Geschichte
interessiert, wird die Gegenwart
nicht verstehen und die Zukunft
nicht gestalten können.“
Grundätzlich entstehen bei
mir Bilder im Kopf und technisch
in der Camera. Aber niemals
am Computer.